Pädagogische Ziele, Methoden und Aktivitäten

Soziales Lernen

Vermittlung von sozialen Fähigkeiten und Werten

In einem Umfeld, in dem die Kinder Sicherheit und Akzeptanz von uns erleben, können sie verschiedenste soziale Verhaltensweisen erproben und sich somit soziale Fähigkeiten durch unmittelbares Erleben aneignen. Dabei sehen wir in unserer Arbeit mit den Kindern die Sozialerziehung nicht nur als Anpassung des Kindes an die Erfordernisse der Gemeinschaft, sondern als Vorgang, bei dem die individuellen Wünsche, Bedürfnisse und Interessen möglichst gleichrangig neben denen der Gruppe stehen. Wichtige soziale Fähigkeiten, die wir vermitteln möchten, sind:

Wahrnehmung von Gefühlen bei sich und deren angemessene Äußerung

Positive Selbstbewertung

Einschätzung eigener Stärken und Schwächen

Formulieren von Wünschen und Forderungen

Berücksichtigung Anderer und Durchsetzung eigener Interessen

Nein sagen und Distanzwünsche gegenüber Gruppenmitgliedern äußern

Akzeptanz von Lob

Ausübung von Kritik in angemessener Weise und deren Annahme

Zurückstellung eigener Bedürfnisse und Ertragen von Frustration

Anpassung an gegebene Verhältnisse

Offenheit um Kontakte zu knüpfen

Fähigkeit zum Aufbau von Beziehungen

Wahrnehmung und Akzeptanz der Gefühle und Bedürfnisse, sowie Respekt und Achtung der Wünsche und Forderungen Anderer

Bewältigung von Konfliktsituationen und der Einsatz konstruktiver Konfliktlösungsstrategien

Neben den sozialen Fähigkeiten muss der Mensch die Wert- und Normvorstellungen der eigenen Gesellschaft kennen. Sie bilden das Grundelement persönlicher Einstellungen, Haltungen und des Gewissens und haben eine fundamentale Bedeutung für das Zusammenleben und die Kommunikation innerhalb einer Gruppe.

Besonders in der heutigen schnelllebigen Zeit, die von Oberflächlichkeit, Egoismus, Desinteresse und Ignoranz geprägt ist, halten wir die folgenden Werte für besonders wichtig, um diesen Entwicklungen etwas entgegen zu setzen:

Wertschätzung und Achtung von Menschen, Tieren, Pflanzen und der Umwelt

Aufrichtigkeit

Selbstverantwortung und Entscheidungskompetenz

Gerechtigkeit

Toleranz und Rücksichtnahme

Einmischung und Engagement

Respekt vor dem Eigentum Anderer

Sprachausdruck und Gesprächsregeln

Umgangsformen

Dabei gilt es auch ethische Streitfragen zu reflektieren und dazu Stellung zu beziehen.

In unseren regelmäßigen Gesprächskreisen, sowie bei Einzel- und Kleingruppengesprächen erhalten die Kinder die Möglichkeit ihre Gedanken dazu zu äußern. Gegensätzliches greifen wir auf, um mit den Kindern grundlegende ethische Fragen zu besprechen.

Uns ist es wichtig, dass die Kinder lernen Personen mit anderen Werten, Einstellungen und Verhaltensweisen unvoreingenommen gegenüber zu stehen.

In unserer Arbeit greifen wir Themen aus anderen Kulturkreisen auf, indem wir z.B. das Projekt verschiedene Länder und Sprachen mit den Kindern durchführten. Kinder der Kinderstube standen mit ihrem bzw. dem Heimatland ihrer Eltern im Mittelpunkt und konnten von den dortigen Sitten und Gebräuchen erzählen und diese mit den anderen Kindern gemeinsam erleben, in dem wir z.B. typisches Essen kochten, Lieder sangen, Geschichten hörten, Bilder des Landes betrachteten und vieles mehr.

Wir vermitteln den Kindern, dass sie Menschen aus anderen Kulturkreisen Wertschätzung entgegenbringen, sich ihrer eigenen Kultur zugehörig fühlen und spielerisch ihre Kultur und Andere kennenlernen.

In unserer Konzeption kommt immer wieder zum Ausdruck, dass jedes Kind ein einzigartiges Individuum ist und es ein Recht darauf hat, als solches anerkannt zu werden. Ihre Wünsche und Bedürfnisse sollen sie zum Ausdruck bringen und sich dabei auch füreinander einsetzen. Uns ist wichtig, dass sich die Kinder als Gruppe erleben und füreinander Solidarität entwickeln.

Interkulturelles Lernen

In der Kinderstube wollen wir das konstruktive und friedliche Miteinander der Menschen fördern. Die interkulturelle Erziehung kann hierbei helfen dafür grundlegende Kompetenzen zu erwerben.

Das Bildungsziel interkulturelle Kompetenz betrifft Kinder und Erwachsene (Eltern, pädagogische Fachkräfte), Inländer und Migranten, sowie ethnische Minderheiten gleichermaßen. Im Vordergrund unserer Arbeit steht das Wecken von Neugier und Aufgeschlossenheit gegenüber kultureller und sprachlicher Unterschiede. In unserer Einrichtung sehen wir das Zusammenleben verschiedener Sprachen und Kulturen als Selbstverständlichkeit. Das Verständnis und Interesse an anderen Lebensformen ist fest in unsere alltägliche Arbeit integriert.

In der Kinderstube befinden sich immer wieder Kinder mit einem nichtdeutschen kulturellen Hintergrund. Wir nutzen dies um uns auf den Weg zu machen, über die Hintergründe einzelner Kulturen mehr zu erfahren. In einem Kinderstubenjahr hatten wir in unserer Einrichtung Kinder aus der Türkei, Spanien, Polen und China.

An einem Elternabend stellten wir unsere Idee vor, jedes Land intensiver mit den Kindern zu bearbeiten. Die Eltern zeigten großes Interesse und waren bereit in die Kinderstube zu kommen um von ihrem Herkunftsland zu erzählen, Fragen der Kinder zu beantworten und sich auch noch anders aktiv einzubringen z. B. etwas landestypisches zu Kochen, mit den Kindern ein Spiel oder Lied zu erlernen und Bilder aus dem jeweiligen Land mitzubringen.

Mit Hilfe des Globus reisten wir mit den Kindern in verschiedene Länder. Die Türkei stand am Anfang unseres Projekts. Wir unternahmen folgende Aktionen:

- Wo liegt das Land auf dem Globus

- Wie sieht die Fahne aus

- Wie kommen wir dort hin

- Wir lernen einige türkische Grundwörter

- Wir übersetzen mit Hilfe der Eltern unser Morgenbegrüßungslied ins Türkische

- Was ist eine Moschee (Islamische Religion)

- Einkaufen in einem türkischen Laden

- Kochen und essen eines türkischen Gerichts

- Erzählen von türkischen Geschichten

- Kreatives Gestalten einer Moschee

- Wir stellten viele Fragen an die türkischen Kinder und Eltern

- Tanzen zu türkischer Musik

Mit diesem Projekt wollten wir die kulturelle Aufgeschlossenheit und Neugier bei den Kindern und Eltern wecken. Dabei waren uns folgende Zielsetzungen von besonderer Bedeutung:

- Offenheit für andere Kulturen entwickeln und Distanz gegenüber anderen Kultur- und Sprachgruppen abbauen

- Kulturelle und sprachliche Unterschiede wertschätzen und als Bereicherung und Lernchance wahrnehmen

- Freude am Entdecken von Gemeinsamkeiten und Unterschieden

- Kulturspezifische Vorstellungen mit Hilfe neuer Erfahrungen reflektieren

- Neugier und Freude an anderen Sprachen entwickeln und Mehrsprachigkeit als Bereicherung verstehen

Dieses Projekt bereitete Kindern und Eltern viel Freude und brachte uns ihren kulturellen Hintergrund näher. Besonders die jeweilige Familiensprache erhielt eine neue Wertschätzung bei den Kindern.

Es entstand eine große Neugier auf die anderen Sprachen und sie wurden in den Tagesablauf verstärkter integriert so z.B. beim Zählen der Kinder im Morgenkreis, der Benutzung von Ja und Nein in anderen Sprachen und dem Übersetzten einzelner Begriffe während des Spiels.

Wir unterstützen in der Kinderstube die Mehrsprachigkeit der Kinder aktiv, indem wir der Muttersprache der Kinder Wertschätzung entgegenbringen und versuchen auch die Kinder ohne Mehrsprachigkeit, auf andere Sprachen neugierig zu machen. Außerdem würdigen wir die Familiensprache als Bestandteil der Familienkultur und der Identität und Sprachentwicklung des Kindes.

Es ist für uns verständlich, dass Eltern mit ihren Kindern die Sprache sprechen die sie am besten sprechen und in der sie sich am wohlsten fühlen. Wir unterstützten Eltern allerdings gerne im Erwerb von vermehrten Deutschkenntnissen. Dies kann bei uns gut im gegenseitigen Kontakt von Eltern zu Eltern, von Eltern zu Erzieherin, sowie der Teilnahme am Gruppengeschehen stattfinden. Durch unsere kleine und überschaubare Einrichtung ist es gut möglich verstärkt zu kommunizieren und dabei weitere Sprachkenntnisse zu erlangen. Erwerben die Kinder während der Kinderstubenzeit nicht ausreichend Deutschkenntnisse für den Übertritt in die Schule, findet in Kooperation mit der Schule eine intensivierte Sprachförderung zwei Jahre vor Schuleintritt statt.

Zum Abschluss sei noch zu erwähnen, dass wir in der Kinderstube Diskriminierung, Fremdenfeindlichkeit oder Rassismus bekämpfen. Erleben wir diese in unserem Alltag wird das mit den Kindern thematisiert und durch verschiedenste Aktionen bearbeitet.

Werteorientierung und Religion

Die Kinderstube ist ein gemeinnütziger Verein, der keiner religiösen Gemeinschaft zugeordnet ist. Jedoch orientieren wir uns an einem christlich-abendländischen, sowie humanistischen Welt- und Menschenbild. Dabei stehen wir anderen kulturellen und religiösen Hintergründen offen und wertschätzend gegenüber. Mit allen Eltern, Erzieherinnen und den Kindern versuchen wir gemeinsam Wertehaltungen und Überzeugungen festzulegen, die wir in der Kinderstube in unserem Alltag erlebbar machen und dadurch eine gemeinsame Ethik entwickeln.

Ethik thematisiert für uns das Problem des rechten und angemessenen Handelns im Leben und im Umgang miteinander. Innerhalb von Religionen finden sich grundlegende Sinndeutungen menschlichen Lebens- und Zusammenlebens, die wir ebenfalls in unsere Arbeit integrieren.

Gehen wir z.B. von dem christlichen Werten aus, dass jeder Mensch geliebt und angenommen ist, so ist dies ein Wert der sich in unserer gesamten Konzeption immer wieder findet. Einige besonders bedeutsame Ziele, die wir den Kindern im Rahmen unserer ethischen Erziehung vermitteln wollen bzw. welche sie lernen sollen sind:

- Jeder Mensch ist etwas Einzigartiges und Besonderes.

Ihm wird Toleranz und Achtung entgegengebracht.

- Mit Schwächen, Grenzen und Versagen der eigenen Person, sowie anderer Menschen umgehen lernen.

- Mitverantwortung für die Gestaltung unseres gemeinsamen Lebensalltags in der Kinderstube tragen.

- Konflikte aushalten und austragen lernen und bereit sein, gemeinsam Lösungen zu finden, Nachsicht zu üben und die eigenen Fehler zuzugeben.

- Auf gewaltsame Auseinandersetzungen zugunsten eines verbalen Aushandelns von strittigen Punkten verzichten lernen.

- Die Kraft entwickeln, Misslungenes neu anzupacken und mit schwierigen Lebenssituationen umzugehen.

- Sich gegen Ausgrenzung und Diskriminierung der eigenen Person behaupten und anderen dagegen beistehen können.

- Unterschiede nicht als bedrohlich, sondern als wertvoll wahrnehmen.

- Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen der eigenen Wertigkeit und der Wertigkeit anderer Menschen, sowie der Umwelt entwickeln und in diesem Zusammenhang Mitgefühl und Einfühlungsvermögen aufbringen.

Innerhalb unseres Kinderstubenalltags erzählen wir den Kindern z. B. Geschichten in denen Figuren vorkommen, die bestimmte Wertehaltungen vermitteln. So feiern wir z. B. jedes Jahr das Martinsfest, bei dem der Grundsatz des Teilens besonders deutlich wird. Rund um diese Geschichte finden viele Aktionen statt, in denen wir das Thema „Teilen“ für die Kinder im Alltag erlebbar machen. Hierzu kann z. B. eine Rhythmik gehören die Partnerübungen beinhaltet und bei der gegenseitigen Hilfestellungen im Mittelpunkt stehen.

St. Martin entstammt der christlichen Tradition, jedoch greifen wir auch Figuren aus anderen Religionen auf, wenn diese mit unseren Wertehaltungen übereinstimmen.

Hier können sich Eltern einbringen, indem sie z. B. Geschichten aus ihrem kulturellen, religiösen oder ethischen Hintergrund an uns weitergeben.

Innerhalb der Kinderstube versuchen wir auf alle Fragen der Kinder in Bezug auf Religion und Ethik einzugehen, denn diese bieten den Kindern ein Fundament, auf dem sie ihre spezifische Sicht der Welt und des Menschen entfalten können. Dabei stößt das Kind auf verschiedene religiöse und weltanschauliche Sichtweisen. Uns ist es wichtig, dass die Kinder diese Unterschiedlichkeit wertschätzen lernen und das für sie eigene individuelle Selbstkonzept dazu entwickeln. Sie können selbst entscheiden und frei auswählen, welche Sichtweise sie für sich übernehmen.

Feste im Jahreskreis

In der Kinderstube feiern wir verschiedene Feste, die sich auch auf einen christlichen Hintergrund stützen. Wir wollen den Kindern durch diese nicht nur bestimmte Werte vermitteln, sondern für die Kinder wird durch Feste ein Jahr in verschiedene Abschnitte gegliedert und somit leichter nachvollziehbar.

Der Alltag unserer Kinder ist geprägt von vielen Festlegungen. Ein Fest soll Anlass geben, eine Pause einzulegen bzw. die Routine und den Stress des Alltags zu durchbrechen. Wichtig ist uns dabei, dass wir nicht zu viele Feste feiern, da dies die Feierlust aller abtöten kann.

Feste sind für uns ein Gemeinschaftserlebnis, bei dem dass sich Wohlfühlen und die Lust am Beisammensein mit Anderen im Mittelpunkt steht.

Einige unserer Feste stehen im engen Zusammenhang mit der Natur. So bietet das Osterfest immer Anlass den Frühling zu begrüßen, den Garten zu gestalten, die Natur zu beobachten und dadurch den Jahreskreis bewusst zu erleben. Im Herbst sind die Lichter der Martinslaterne ein Symbol, es sich in dieser dunklen Jahreszeit gemütlich zu machen.

Wir sehen ein Fest als Lernfeld für das Leben und nicht das Lernen für dieses ist wichtig. Je nach situativem Anlass bereiten wir kleine Theaterstücke, Singspiele, Wald- und Wiesenrallyes mit den Kindern vor. Ihre Ideen haben dabei einen festen Platz, und die Kinder und Eltern werden bei der Planung miteinbezogen.

Das Weihnachtsfest hat einen besonderen Stellenwert bei den Kindern, sowie Ostern, St. Martin und Nikolaus. Sie lassen sich von diesen Zeiten und ihren Figuren gerne einfangen. Viele Rituale, Symbole und Gebräuche prägen gerade diese Feste, dass bedeutet für uns aber nicht, dass diese nach dem gleichen Muster ablaufen müssen. Wir achten bestimmte Traditionen und vermitteln diese weiter. Die Ausgestaltung ist jedoch immer wieder offen. Hierzu ein Beispiel eines Adventsfestes: Ein Kind hatte schon lange den Wunsch ein Theaterstück vorzuführen. Im Gespräch mit den 5-6-jährigen Kindern entstand die Idee ein Märchen einzuüben und den Jüngeren an der Adventsfeier als Überraschung zu zeigen. Die 3-4-jährigen probten ein Spiellied, das sie ebenfalls an der Feier vorführen wollten. Bei diesen Aktionen brachten die Kinder ihre eigenen Ideen ein und handelten selbstbestimmt. Vorher haben sie Plätzchen gebacken und den Tisch zusammen dekoriert, denn kein aufgesetztes Motto, sondern ihr eigener Handlungs- und Erfahrungsraum soll den Anlass für den Rahmen und die atmosphärische Gestaltung eines Festes geben.

Für uns wird ein Fest zum Fest, wenn das gemeinsame Feiern im Mittelpunkt steht und nicht der Konsum. Dies gilt nicht nur für Geschenke, die wir möglichst klein halten, sondern auch für deren Ausgestaltung.

Des Weiteren feiern wir auch Feste, die unabhängig vom Jahreskreis sind. Ein Geburtstagskalender, der die einzelnen Monate markiert, hat einen festen Platz in unserem Gruppenraum. Das Geburtstagsfest findet nach einem gleichbleibenden Ablauf statt. Der Tag steht für uns als Symbol des Willkommenseins und der Annahme für das Kind.

Das Feste feiern soll uns viel Spaß bereiten und uns ein Stück aus der Routine des Alltags herausreißen. Über Vorschläge zur Gestaltung und Mitwirkung durch die Eltern freuen wir uns.

Sprache

Sprachförderung in der Kinderstube bedeutet an erster Stelle für uns eine Atmosphäre zu schaffen, in der die Kinder Wertschätzung erfahren und in der sie angstfrei und unbeschwert sprechen, zuhören und ihre Sprache weiter entwickeln können. Dies geschieht im Kontakt mit anderen Kindern und im Kontakt mit uns Erwachsenen.

Das Gespräch gehört für uns zu den wichtigsten und elementarsten Formen der Sprachförderung. Dies bedeutet, dass wir die Kinder als Gesprächspartner ernst nehmen und wir uns viel Zeit einräumen für die Kommunikation mit dem Kind. Dabei begleiten wir sprachlich häufig alltägliche Handlungen des Kindes und bemühen uns um eine deutliche, einfühlsame und variationsreiche Sprache. Eingebaut in unseren sprachlichen Umgang sind viele erklärende und erzählende Elemente. Sprache findet in allen hier beschriebenen Bildungsbereichen statt. Wir fördern bei den Kindern stets die Freude am Sprechen und am Dialog. Es ist uns wichtig, dass die Kinder lernen ihre Gedanken und Gefühle sprachlich differenziert mitzuteilen. Außerdem fördern wir das Interesse an den Äußerungen Anderer, die Fähigkeit zuzuhören und die Freude am gegenseitigen Austausch.

Während unseres Tagesablaufes finden immer wieder gemeinsame Aktivitäten statt, bei deren Verlauf Sprache eine wichtige Bedeutung hat. Besonders im Morgenkreis erzählen die Kinder gern von ihren Erlebnissen, hören Anderen zu und lernen Gesprächsregeln zu beachten. Dies findet beim Frühstück, Mittagessen, dem Mittagskreis und bei Angeboten von uns gleichfalls statt. Außerdem tauschen sich die Kinder im Spiel sprachlich stetig aus und lernen auch hier die Bedeutung von Gesprächsregeln.

Bei Schwierigkeiten innerhalb der Kommunikation versuchen wir sie zu unterstützen und ihre sprachliche Kompetenz z. B. durch Vorschläge von neuen verbalen Ausdrucksformen zu erweitern. Dabei fördern wir auch ein differenziertes Verständnis von non-verbalen Signalen, die von den Kindern bzw. Erwachsenen ausgehen, denn die Entwicklung einer ausdrucksvollen und differenzierten Körpersprache ist ebenfalls ein Bestandteil der Sprachkommunikation. Besonders in Konfliktsituationen wollen wir die Kinder unterstützten sprachbezogene Verhandlungs- und Konfliktlösungsstrategien zu entwickeln.

Zusätzlich zu den im Alltag stattfindenden Sprachförderungen hat in der Kinderstube die Literacyerziehung einen festen Platz. Sie steht hier für vielfältige Erfahrungen rund um Buch-Erzähl-, Reim- und Schriftkultur, welche für die Sprachentwicklung, spätere Lesekompetenz und die Bildungschancen von Kindern von großer Bedeutung sind.

Ein wichtiges Element ist hierbei die Bilderbuchbetrachtung. In der Kinderstube gibt es eine Lese- und Kuschelecke, in der den Kindern eine Auswahl an verschiedenen Büchern zur Verfügung steht. Wir nehmen uns innerhalb des Tagesablaufes die Zeit den Kindern vorzulesen, wobei wir die Kinder hier zum Dialog anregen, Fragen und Gedanken äußern bzw. sie selbst die Geschichte nacherzählen können. Regelmäßig führen wir auch Bilderbuchbetrachtungen in der Klein- bzw. Gesamtgruppe durch.

Erzählen und Vorlesen fördert das intensive Zuhören, die Phantasie und die Konzentration auf eine rein sprachlich vermittelte Botschaft. Die Kinder sollen lernen die „erzählte Welt“ zu verstehen und sich diese vorstellen, selbst von Fernem zu erzählen und sprachlich zu abstrahieren.

Um die Sprachkompetenz der Kinder zu fördern haben in unserem Tagesablauf Laut- und Sprachspiele einen festen Platz. Dazu gehören z.B. Lieder, Fingerspiele, Reime, Gedichte, Wort- und Silbenspiele und Zungenbrecher. Wir wollen die Kinder dadurch unterstützen eine kreative Lust an der Sprache, ein Bewusstsein für Sprachrhythmus und für die lautliche Gestalt der Sprache zu entwickeln.

Wir fördern die vielfältige Begegnung der Kinder mit Schrift und Schriftkultur. Das Interesse soll dabei spielerisch geweckt werden.

In unserem Gruppenraum sind alle Namen der Kinder groß und deutlich abgebildet. Dies regt die Kinder häufig zum Nachschreiben an. Buchstaben und Zahlen sind in unser Spielmaterial fest integriert. Am Maltisch befindet sich außerdem das ABC in Großformat, welches die Kinder motiviert dieses abzumalen. Gerne verfassen die Kinder auch kleine Geschichten, die sie uns diktieren. Hier erleben sie wie sich mündliche Sprache in Schriftsprache umwandelt und sie fühlen sich als „Autoren“ geehrt.

Innerhalb der Kinderstube werden die Kinder stets motiviert zu erzählen, um somit den Gebrauch von nicht-situativ gebundener Sprache zu fördern. Dies bedeutet z. B. von Erlebnissen des Vortages, dem Urlaub, von Festen usw. zu berichten.

Durch das Vorlesen von z.B. längeren Geschichten wollen wir die Kinder darin unterstützen ein Textverständnis zu entwickeln, den Sinn des Textes zu verstehen, über diesen zu diskutieren und eigene Erfahrungen dazu einzubringen.

Des Weiteren ermuntern wir die Kinder dazu z. B. die Abfolge eines Spielgeschehens im Zusammenhang nachzuerzählen, um somit ebenfalls ihre Sprachkompetenz zu erweitern.

Wertschätzung von Zwei- und Mehrsprachigkeit

Die Entwicklung von Zwei- und Mehrsprachigkeit gehört wesentlich zur sprachlichen Bildung eines Kindes. Wir sehen das mehrsprachliche Aufwachsen eines Kindes als Chance für die Kinder und nicht als Risiko oder Ausnahmefall. Die Wertschätzung der Familiensprache sehen wir als wesentliche Aufgabe sprachlicher Bildung.

Wie im Bildungsbereich Interkulturelle Erziehung beschrieben, beziehen wir den kulturellen Hintergrund und damit auch die jeweilige Sprache gern in unsere Arbeit mit ein.

Eltern von zwei- oder mehrsprachig aufwachsenden Kindern können auch die Gestaltung eines pädagogischen Angebotes in der Einrichtung übernehmen z.B. lernen eines Kreisspieles oder Liedes des jeweiligen sprachlichen Hintergrundes.

Sollten wir in der Kinderstube feststellen, dass ein Kind keine ausreichenden Deutschkenntnisse besitzt, um dem schulischen Unterricht folgen zu können, erhält es eine spezielle Sprachförderung dahingehend. Diese findet im Rahmen eines Vorkurses Deutsch zwei Jahre vor der Einschulung statt. Genauere Details werden mit den jeweiligen Eltern rechtzeitig besprochen.

Abschließend möchten wir nochmals betonen, dass die Sprachkompetenz eine Schlüsselqualifikation ist und eine wesentliche Voraussetzung für schulischen Erfolg bzw. für eine volle Teilhabe am gesellschaftlich-kulturellen Leben bildet und wir sie daher, in allen unseren Handlungen versuchen zu fördern.

Vorkurs Deutsch für Kinder mit zusätzlichem Sprachförderbedarf

Stellt das Team der Kinderstube fest, dass ein Kind nicht über ausreichende Deutschkenntnisse verfügt, nimmt es an einem „Vorkurs Deutsch 240“ teil. Dieser steht Kindern mit zusätzlichem Sprachförderbedarf mit und ohne Migrationshintergrund offen. Die Kinder werden in Kleingruppen sprachlich gefördert, um somit ihre Literacy-Kompetenzen zu unterstützen. Dieser Kurs hat das Ziel, Kinder in ihren sprachlichen Bildungs- und Entwicklungsprozessen zu fördern. Dem Vorkurs geht eine Erhebung des Sprachstandes des jeweiligen Kindes in der ersten Hälfte des vorletzten Kindergartenjahres voraus. Der Kurs umfasst 240 Stunden, die die Kinderstube und die Grundschule je zur Hälfte erbringen. In der Kinderstube beginnt die Förderung in der zweiten Hälfte des vorletzten Kinderstubenjahres mit 40 Stunden und umfasst im letzten Jahr 80 Stunden. Weitere 120 Stunden übernimmt die Reutersbrunnenschule, die sich gleich gegenüber der Kinderstube befindet. Die Kinder werden von den Eltern oder einer Erzieherin in den Kurs gebracht und wieder abgeholt.

Informations- und Kommunikationstechnik, Medien

Medien, Informations- und Kommunikationstechnik

Medien und Informations- und Kommunikationstechnische Geräte (luk-Geräte) sind in unserer heutigen Lebenswelt ein fester Bestandteil. Medienkompetenz ist inzwischen fast unabdingbar, um am politischen, kulturellen und sozialen Leben in der Informationsgesellschaft teilzunehmen und es souverän und aktiv mitzugestalten. Wir versuchen die Kinder im Erwerb der Medienkompetenz zu unterstützen. Dies bedeutet, dass verschiedene Medien in die Lernumwelt der Kinder in der Kinderstube miteinbezogen werden. Dies geschieht meist in Bezug zu gerade für die Kinder wichtigen Themen oder innerhalb eines Projektes. Die IuK-Geräte sollen einen Werkzeugcharakter erhalten, dies bedeutet, den Kindern zu vermitteln, dass wir z. B. über den Computer wichtige Informationen zu einem Projektthema erhalten.

Hierzu ein Beispiel: Wir haben in der Kinderstube das Thema Kunst und wollen mehr über die Künstlerin Niki de Saint Phalle erfahren. Wir holen uns Informationen über Druckmedien, indem wir Bücher in der Bibliothek ausleihen bzw. Kinder diese von zu Hause mitbringen. Zusätzlich gehen wir zu dieser Thematik ins Internet und betrachten hier Kunstwerke der Künstlerin und erfahren einiges über ihr Leben. Anschließend überlegen wir ebenfalls ein Kunstwerk in der Art von Niki de Saint Phalle zu gestalten. Die Kinder halten mit Hilfe einer Erzieherin die Entwicklungsgeschichte unseres Kunstwerkes mit einer Digitalkamera fest. Am Ende unseres Projektes schauen wir die Bilder gemeinsam mit den Kindern am Computer an. Anschließend treffen wir eine Auswahl an Bildern, die wir in unsere Kinderstubenhomepage einbauen wollen. Die Kinder können nun auch zu Hause mit ihren Eltern die Bilder am Computer betrachten.

Die Kinder lernen innerhalb dieses Projektes die positiven Potenziale der zur Verfügung stehenden Medien und IuK-Geräte kennen. Sie sollen mit unserer Unterstützung die Handhabung der zur Verfügung stehenden Geräte und Medien erlernen und diese nach Möglichkeit selbständig nutzen.

Wir erlebten, dass die Kinder großes Interesse an dem Umgang mit IuK-Geräten zeigten. Sie lernten somit, diese Geräte für ihre eigenen Zwecke einzusetzen bzw. selbständig zu bedienen und machten dadurch die Erfahrung von Selbstwirksamkeit und erlebten sich als kompetent. Sie konnten sich über Sinn und Zweck ihres Mediengebrauches bei diesem Projekt bewusst werden.

Uns ist es wichtig, die Kinder darin zu unterstützen, den Mediengebrauch zielgerichtet einzusetzen, um somit der unkontrollierten und passiven Konsumhaltung gegenüber Medien entgegen zu wirken.

Wir achten darauf, dass der Einsatz von Medien immer zeitlich limitiert stattfindet und hoffen dadurch einer eventuell entstehenden Konsumhaltung entgegenzusteuern. Uns fällt immer wieder auf, dass viele Kinder Probleme haben selbsttätig zu werden, z. B. indem sie sich Spielinhalte überlegen sollen, sie aber stattdessen lieber auf z. B. CD’s zurückgreifen und sich davon passiv „berieseln“ lassen. Die Kinder können bei uns diese Medien einsetzen, aber wir beobachten die Kinder dabei und setzten klare Grenzen bei der Dauer der Nutzung dieser Medien. Alle Medien bieten positive Potentiale, aber beinhalten auch Gefahren. Wir wollen die Kinder darin unterstützen, in ihrer Medienkompetenz einen bewusst kritisch-reflexiven, sachgerechten, selbstbestimmten und verantwortlichen Umgang zu erlernen. Allerdings sehen wir unsere Möglichkeiten darin doch als eher begrenzt an, da unsere Erfahrung zeigt, dass die Nutzung vieler Medien vermehrt zu Hause stattfindet.

Abschließend möchten wir noch einige Erziehungsziele aufführen, die uns in der Medienerziehung ebenfalls wichtig erscheinen. Wir wollen den Kindern in der Kinderstube ermöglichen:

- Wissen über die Funktionsweisen zur selbständigen Mediennutzung zu erlangen

- Mit Medien bewusst und kontrolliert umzugehen und Alternativen zur Mediennutzung kennen zu lernen

- IuK-Geräte im Lebensalltag zu entdecken und deren Verwendungs- und Funktionsweise zu erfahren

- Medienbotschaften und Tätigkeiten zu durchschauen und kritisch zu reflektieren

- Medienbezogene Fähigkeiten zu erwerben

- Wissen gezielt medienbasiert zu erweitern

- Medien als Gestaltungs- und Ausdrucksmittel zu nutzen

- Medien aktiv zu produzieren (z. B. Bilder- und Fotogeschichten, kleine Hörspiele)

- Den Kindern Raum geben ihre Medienerfahrungen, die sie außerhalb der Kinderstube machen, kindgemäß zu verarbeiten z. B. im Rollenspiel, Puppenspiel, Bewegungsspiel, Malen und Tanzen

Umwelt

Wir wollen in der Kinderstube die natürliche Umwelt als Quelle der Freude und Entspannung für die Kinder erlebbar machen. Die Kinder sollen in Staunen versetzt werden über die Schönheit der Natur. Dabei wollen wir den Kindern ermöglichen die Umwelt mit allen Sinnen zu erfahren und sie als unersetzlich und verletzbar wahrzunehmen. Die Entwicklung eines ökologischen Verantwortungsgefühls liegt uns dabei besonders am Herzen.

Die Umwelterziehung findet vorwiegend in alltäglichen Gegebenheiten statt. Diese halten wir für einprägsamer als geplante Einheiten dazu, wobei Themen wie Frühling, Pflanzen, der Baum immer wieder intensiv erarbeitet werden. Grundsätzlich gilt hierfür, dass Natur mit allen Sinnen erlebt werden soll und dies kann auf dem Spielplatz, beim Spaziergang, bei Fahrten in den Wald, in unserem Garten(jedes Kind besitzt dort ein kleines Beet) und bei gezielten Exkursionen geschehen.

Hierzu ein Beispiel: Es ist Herbst und unsere Beete sollen abgeräumt werden. Die Kinder wollen mit der Erde hantieren, sie umgraben, Regenwürmer finden, kleine gefundene Pflanzen einsetzen, Pflanzen die abgeräumt werden zerschneiden, Wurzeln anschauen und welke Blüten sammeln. Wir unterstützen bzw. schätzen die Neugierde der Kinder und versuchen mit ihnen zu staunen. Vor allem die kleinen Dinge unserer Welt stehen hier im Vordergrund. Wie lebt ein Regenwurm? Wir bauen Burgen für ihn und lernen vorsichtig mit ihm umzugehen. Die Kinder können in Ruhe beobachten und wir schaffen Möglichkeiten ihre Erfahrungen zu vertiefen.

Einzelne Umwelt- und Naturvorgänge beobachten wir bewusst mit den Kindern. Fragen die sich daraus ergeben versuchen wir gemeinsam mit den Kindern zu beantworten, um somit den Lebensraum und die Lebensweise z. B. eines Regenwurms kennen zu lernen. Wir möchten, dass die Kinder mit ihrer Umwelt intensiv vertraut werden. Dies geschieht z. B. durch die Beobachtung und den Umgang mit Tieren, pflegen bzw. beschreiben von Pflanzen und ihrem Wachstum, beobachten der Umwelt oder aussäen von Samen.

Im Kindergartenalter zeigen die Kinder großes Interesse an Tieren. Deren natürliche Lebensbedingungen versuchen wir den Kindern nahe zu bringen. Außerdem sollen sie eine Vorstellung über die Artenvielfalt im Pflanzenreich entwickeln.

Wir sammeln mit den Kindern Naturmaterialien wie z. B. Blätter, Kastanien oder Rinden und sie lernen diese dadurch im Detail besser kennen und können dabei deren Verwendung erkunden und erklären.

Im Umgang mit ihrer Umwelt versuchen wir den Kindern ein ökologisches Verantwortungsgefühl zu vermitteln, damit sie lernen gemeinsam mit Anderen diese zu schützen und sie auch noch für nachfolgende Generationen zu erhalten. Praktischer Umweltschutz hat dabei einen festen Platz in unsrem Alltag, indem wir:

- den Kindern die Natur als Lebens- und Erholungsstätte nahe bringen

- einen guten Umgang mit Tieren einüben

- das kritische Kaufverhalten schulen. Dies bedeutet konkret verpackungsarm einzukaufen, kaputte Materialien reparieren, möglichst wenig Wegwerfprodukte einbeziehen

- die Reduzierung und Vermeidung von Müll. Demzufolge versuchen wir Abfallprodukte vor allem im kreativen Bereich zu nutzen. Wir sammeln Korken, Pappkartons, Klorollen, Einkaufsnetze, Silber- und Goldfolienreste oder Eisstiele aus Holz. Wir freuen uns, wenn die Kinder diese Materialien von zu Hause mitbringen

- unterschiedlicher Abfallstoffe, unterscheiden lernen, Mülltrennung praktizieren und den Kindern Recyclingprozesse erklären

- bei Ausflügen der Kinderstube stehen die öffentlichen Verkehrsmittel an erster Stelle

- die Verschwendung von Wasser, Strom und Papier gilt es zu vermeiden

- die Bereitstellung von Büchern und Spielen zum Thema Umwelterziehung

- das Spielmaterial der Kinder soll nach Möglichkeit aus natürlichen Grundstoffen bestehen

- die Einbeziehung von Naturmaterialien wie Kastanien, Stöcken, Muscheln, Tannenzapfen in das vorhandene Spielmaterial findet ebenfalls statt. Die Kinder können hierzu jederzeit etwas in die Kinderstube mitbringen

- ihnen außerdem erste Einsichten vermitteln über ökologische Zusammenhänge wie z.B. die Nutz- und Schutzfunktion der Bäume. Dadurch können die Kinder Zusammenhänge und Abhängigkeiten erkennen und daraus Verhaltensweisen ableiten z.B. einsparen von Papier, Wasser oder Strom.

Wir leben den Kindern vor, dass es sich lohnt und Spaß machen kann, sich für eine gesunde Umwelt einzusetzen und hoffen somit den Kindern auch für ihre Zukunft ein umweltbewusstes Verhalten nahe zu bringen. Der Erwachsene agiert hier als Vorbild, der sich aktiv und mit Freude für den Erhalt einer gesunden Umwelt engagiert. Auch die Kinder nehmen Ängste und Befürchtungen über Umweltbelastungen in ihrem Umfeld wahr und es ist wichtig, diese zu thematisieren und gemeinsam mit den Kindern Überlegungen anzustellen, wie wir die Umwelt schützen können, um somit Hoffnung und Zuversicht zu entwickeln, dass wir hier durchaus etwas verändern können.

Musik

Eng verbunden mit der Kreativitätserziehung steht für uns der Bereich der Musik. Dies ist ein ideales Medium für Kinder ihre Gefühle und Gedanken zu äußern, sowie emotionale Belastungen abzureagieren. Sie trägt zur Entspannung, Aufmunterung, Lebensfreude und zur emotionalen Stärke bei und führt dadurch zu Ausgeglichenheit.

In unseren Tageablauf ist das gemeinsame Singen fest integriert. Wir beginnen unseren Morgenkreis mit einem Begrüßungslied, dass die Kinder unter mehreren verschiedenen Liedern auswählen können.

In unseren pädagogischen Angeboten sind z. B. Lieder, Sing- und Bewegungsspiele, Klanggeschichten und Tänze ein immer wiederkehrender Inhalt. Wir haben dabei verschiedene Zielsetzungen für die Kinder:

- dass sie die eigene Sprech- und Singstimme entdecken

- Kinderlieder- und -verse aus dem Eigenen und anderen Kulturkreisen kennen lernen

- Mehrere Kinderlieder singen können

- Verschiedene Musikinstrumente kennen lernen

- Freude am gemeinsamen Singen und Musizieren entwickeln

- Musik als Ausdrucksmöglichkeit der eigenen Stimmungen und Gefühle erfahren

- Kleine Geschichten vokal und instrumental gestalten

- Spaß beim Musizieren haben

Beim gemeinsamen Singen und Musizieren finden auch viele soziale Interaktionen statt, wie: einander zuhören, aufeinander reagieren, Regeln oder gemeinsame Vereinbarungen einhalten. Das Kind lernt auch einmal zurückzustehen oder dem anderen z. B. ein Instrument zu überlassen, das ich gern haben möchte. Dies sind Möglichkeiten um soziale Verhaltensweisen einzuüben. Uns ist es wichtig immer wieder alte Lieder aus unserem Kulturkreis weiterzugeben und damit die eigenen Traditionen zu pflegen. Gerade auf dem musikalischen Weg versuchen wir den Kindern außerdem auch „Fremdes“ nahe zu bringen, denn dies wird von ihnen meist begeistert aufgegriffen. Dies geschieht innerhalb von Projektthemen z. B. bei einer Reise durch verschiedene Kulturen. Außerdem holen sich die Kinder immer wieder während der Freispielzeit den CD-Player und wollen sich zu verschiedenster Musik bewegen oder tanzen. Dies versuchen wir den Kindern in unserem Matratzenzimmer möglichst häufig zu gewähren. Hierbei können sich die Kinder unbeschwert durch Bewegung und Tanz zur Musik äußern.

Musikalische Bildung und Erziehung spricht die gesamte Persönlichkeit des Kindes an. Wir versuchen ein Gleichgewicht zwischen hören, singen, sich bewegen, tanzen, Rhythmus erleben, den eigenen Körper spüren und beherrschen und ein Instrument zu spielen, zu schaffen. Das Kind ist hier mit allen Sinnen gefordert und auch seine kognitiven Fähigkeiten werden miteinbezogen.

Wir möchten den Kindern Musik täglich und vielseitig erlebbar machen. Dabei beruht die Musikerziehung auf einem spielerischen, ganzheitlichen und prozessorientierten Ansatz, der nicht auf das musikalische Ergebnis fixiert ist.

Die Kinder integrieren musikalische Aspekte selbstverständlich in ihr Spiel, indem sie z.B. Töpfe in der Spielecke verwenden und mit diesen Musik produzieren. Uns ist es wichtig sie hier gewähren zu lassen. Wir versuchen unsere räumlichen und zeitlichen Bedingungen so zu gestalten, dass die Kinder ihr musikalisches Handeln jederzeit ausleben können.

In unseren Angeboten ermöglichen wir den Kindern Erfahrungen mit dem zielgerichteten Instrumentalspiel und dem gemeinsamen Musizieren in der Gruppe. Dabei begleiten wir Lieder oder kleine Geschichten (Klanggeschichten) und die Kinder erfahren eine neue Gestaltungsebene mit den Instrumenten. Hier knüpfen wir auch an den Bereich der sprachlichen Bildung an, denn z. B. Lieder, Fingerspiele, Klatschspiele, Zungenbrecher, Klanggeschichten regen zum Sprechen an und die Kinder erfahren, dass ihre Stimme ihr ganz persönliches Musikinstrument ist. Wir möchten die Kinder mit diesem Instrument besonders vertraut machen und ihnen Anregungen geben, sich damit immer vielfältiger auszudrücken.

Ein weiterer Aspekt der Musikerziehung ist es, mit den Kindern zu Lauschen und zu Horchen. Kinder sind in unserer Zeit vielen verschiedenen akustischen Reizen ausgesetzt und ihnen fällt aufmerksames Hören immer Schwerer.

Um Interesse und Freude bei den Kindern am Musikhören zu wecken und ihr Gehör zu schulen, versuchen wir sie an verschiedene Musikstile heranzuführen. Hier können die Kinder auch gern ihre Lieblingsmusik von zu Hause mitbringen. Die Freude am Hören steht hierbei im Vordergrund. Eine Kombination aus Musik und Geschichte wird von den Kindern besonders gern angenommen. Wir setzen diese so genannte Programm Musik gern während unserer Geschichtenstunde ein.

Weitere wichtige Zielsetzungen, die wir in Bezug auf das Erleben von Musik und deren bewusste Wahrnehmung haben sind außerdem:

- Musik als Möglichkeit zur Entspannung und als Quelle des Trostes und der Aufmunterung erfahren

- Musik mit ungeteilter Aufmerksamkeit zuhören können

- Musikstücke und Tänze verschiedenster Epochen und Kulturen kennen lernen

- Musikrhythmus in Tanz und Bewegung umsetzen

- Erste spielerische Erfahrungen mit dem graphischen Notieren von Musik sammeln

- Komponisten und einige ihrer bekannten Werke kennen lernen z. B. die vier Jahreszeiten und Peter und der Wolf.

- Beim Zuhören zwischen z. B.: laut - leise, hoch - tief und schnell - langsam unterschieden lernen

- Hören von Musik mit bildnerischen Mitteln ausdrücken. Umsetzten von Klängen in Zeichen, Farben und Formen

Die Kinder sollen außerdem in der Kinderstube möglichst viele Musikinstrumente kennen lernen und dabei ihre sachgerechte Spielweise erfahren und dies nach Möglichkeit selbst ausprobieren.

Da die Kinderstube eine kleine Einrichtung ist, verfügen wir nicht über eine Vielzahl von größeren Instrumenten. Jedoch freuen wir uns, wenn Eltern die ein Instrument spielen in die Kinderstube kommen und dieses den Kindern vorstellen und zusammen mit ihnen musizieren.

Abschließend möchten wir nochmals erwähnen das Musik und der Umgang damit die gesamte Persönlichkeit des Kindes fordert und fördert. Musik trainiert unter anderem aktives Zuhören, was für Lernen und Verstehen grundlegend ist und neben Sprechen, Lesen und Schreiben, am meisten beansprucht wird.

Bewegung, Rhythmik, Tanz und Sport

Der Aufbau des „Selbst“, das Vertrauen in die eigene Person und das Selbstbild beim Kind wird im Wesentlichen geprägt von den Körpererfahrungen der ersten Lebensjahre. Das Kind spürt sich in der Bewegung, es kann etwas schaffen und leisten. Dieses Bewusstsein stärkt das Selbstvertrauen bzw. trägt zur Entwicklung des eigenen Selbstbildes bei. Bewegung ist für die Kinder außerdem ein wichtiges Mittel, Wissen über ihre Umwelt zu erwerben, ihre Umwelt zu „begreifen“, auf ihre Umwelt einzuwirken, Kenntnisse über sich selbst und ihren Körper zu erwerben, ihre Fähigkeiten kennen zu lernen und mit anderen Personen zu kommunizieren. Bewegung ist für die Entwicklung von Wahrnehmungsleistungen, kognitive Leistungen und für soziale Verhaltensweisen bedeutsam. Innerhalb von Bewegungshandlungen findet eine enge Bindung zwischen dem Körperlich-Motorischen und dem Geistig-Seelischen statt. Das Kind erlebt sich in seiner Ganzheitlichkeit. Es freut sich z.B. bis in die Füße (hüpft vor Freude) bzw. spürt seine Traurigkeit im Bauch (Bauchweh). Bewegung bildet auch eine Brücke zwischen der Innenwelt (z. B. Träume, Wünsche, Ängste und Hoffnungen) und der äußeren Realität. Das Kind kann sich durch Bewegung verstärkt ausdrücken und ausleben.

Durch Körpererfahrungen werden außerdem sensorische, motorische und geistige Fähigkeiten, sowie das sozial-emotionale Verhalten gefördert.

Bewegung ermöglicht dem Kind des Weiteren Spannungen und Aggressionen gut abzubauen.

Auf Grund der zentralen Bedeutung von Bewegung, versuchen wir innerhalb unseres Tagesablaufes den Kindern ausreichend Gelegenheit zu geben ihre motorischen Fähigkeiten selbsttätig zu erproben und zu vertiefen. Den Kindern steht während der Freispielzeit das Matratzenzimmer zur Verfügung, um hier freie Bewegungsspiele zu gestalten. Sie haben dabei Zugriff auf verschiedenste Materialien um Bewegungsideen umzusetzen wie z. B. Rollbretter, Balancierkugeln, Taue, Seile, Bälle, Matratzen, Sprossenwände und Tücher.

Des Öfteren findet während unseres Tagesablaufes ein freies Bewegungsangebot statt, wie z. B. Trampolinspringen. Die Kinder werden hierbei begleitet und erhalten Anregungen zu verschiedenen Bewegungsmöglichkeiten.

Innerhalb unserer pädagogischen Angebote finden regelmäßig spezifische Bewegungsangebote statt, wie z. B. aus den Bereichen elementarer Tanz, Psychomotorik, Rhythmik und Turnen.

Bewegen wir uns außerhalb unserer Räumlichkeiten, wie z. B. im Garten und auf dem Spielplatz versuchen wir auch hier die Bewegungserfahrungen der Kinder zu unterstützen und ihnen Anregungen für Bewegungsmöglichkeiten zu geben.

Bei allen Bewegungsangeboten stehen die Eigenaktivität der Kinder und das freie und kreative Erproben neuer Bewegungsmöglichkeiten im Vordergrund. Wir achten darauf, das Bewegungskönnen der Kinder nicht vergleichend zu bewerten, sondern die Verbesserung innerhalb des Könnens des einzelnen Kindes herauszuheben.

Psychomotorik

In der Kinderstube bieten wir immer wieder Psychomotorikeinheiten für die Kinder an. Sie sind hierbei immer aktive Mitgestalter, indem sie eigene Ideen und Vorschläge einbringen und diese in der Gruppe umgesetzt werden.

Der Erwachsene ist Begleiter und setzt Impulse, indem er z. B. ein bestimmtes Material bereitstellt.

Beispiel einer Psychomotorikeinheit in einer Kleingruppe von sechs Kindern zum Thema: Frühling

- Einstimmung: Aus Tüchern ist am Boden eine Blüte gelegt. Jedes Kind sucht sich seine Lieblingsfarbe aus (rot, gelb, blau, orange)

- Gespräch: „Welche Frühlingsblume kennen wir?“, „Welche Blumen passen zu welcher Farbe?“

- Freies Tanzen zu Meditationsmusik: „Frühlingserwachen“

- Wir überlegen gemeinsam neue Bewegungen mit den Tüchern (z. B. schwingen, kreisen, schweben, drehen und auffangen)

- Immer ein Kind macht eine Bewegung vor, die anderen probieren diese aus

- Zu einem den Kindern bekannten Lied „Die Jahreszeitenuhr“ wird ein Tanz mit verschiedenen Bewegungen entwickelt

- Abschluss: Die Kinder wünschen sich mit den Tüchern weiter zu spielen und erfinden viele neue Bewegungsformen.

In der Psychomotorik wird mit verschiedenen Materialien gearbeitet. Dies können Alltagsgegenstände sein, wie Wäscheklammern, Bierdeckel, Plastikbecher, Kissen, Wolldecken, Kartons, Getränkekisten, außerdem Geräte wie Reifen, Kreisel, Pedalo, Rollbretter, Bälle oder Schaumstoffelemente.

Turnen

Wir führen in der Kinderstube auch Bewegungs- bzw. Turnstunden durch. Der Erwachsene gibt hier Geräte vor und setzt inhaltlich Schwerpunkte und strukturiert den Ablauf.

Innerhalb dieser Bewegungsstunden gehen wir aber ebenfalls auf die momentane Situation der Gruppe ein und schaffen Freiräume eigene Ideen einzubringen.

Im Bereich der Bewegungserziehung gibt es noch viele weitere Möglichkeiten diese umzusetzen. Wir greifen dabei auch auf Elemente der Rhythmik bzw. des elementaren Tanzes zurück und bauen diese in unsere Aktionen ein. Es würde jedoch zu weit führen jeden Bereich hier darzulegen.

Zum Abschluss möchten wir noch einige für uns wichtige Zielsetzungen erwähnen, die wir durch die verschiedenen Bewegungsangebote bei den Kindern erreichen möchten, wie z. B.:

- eigene körperliche Grenzen erkennen und durch Üben erweitern

- Körpergefühl und Körperbewusstsein entwickeln

- das Selbstwertgefühl durch mehr Bewegungssicherheit steigern

- durch Bewegung einen bewussten Zugang zu sich selbst finden

- Bewegungsfreude und Aktivitätsbereitschaft erhalten

- eigene Leistungsverbesserungen wahrnehmen

- Neugier auf neue Bewegungsabläufe und motorische Herausforderungen entwickeln

- Freude an der gemeinsamen Bewegung mit Anderen erwerben

- Regeln verstehen und einhalten

- Üben von Rücksichtnahme, Fairness und Verantwortungsbereitschaft

- Konzentration z. B. auf bestimmte Bewegungsabläufe

- Phantasie und Kreativität durch Ausprobieren neuer Bewegungsideen fördern

- Bewegung als Möglichkeit wahrnehmen, seine Gefühle auszudrücken, sowie die Impulskontrolle und die innere Ausgeglichenheit zu stärken

Zum Abschluss möchten wir nochmals betonen, dass die Kinder sich bei uns angstfrei und mit Freude bewegen sollen. In diesem Bereich wollen wir möglichst wenig Wettbewerbssituationen schaffen und üben keinen Leistungsdruck aus.

Gesundheit

Gesundheit sehen wir als Zustand von körperlichen, seelischen, geistigen und sozialen Wohlbefinden.

Gesundheitserziehung beinhaltet, dass die Bedeutung sozialer und individueller Ressourcen für die Gesundheit ebenso betont wird, wie die körperlichen Fähigkeiten. Dafür benötigt das Kind bestimmte Lebenskompetenzen, die wir schon im Rahmen der Basiskompetenzen aufgeführt haben. Im Mittelpunkt stehen hier Selbstwahrnehmung, Einfühlungsvermögen, Umgang mit Stress und „negativen“ Emotionen, Kommunikation, kritisch- kreatives Denken und Problemlösen. Kinder die seelisch gesund und zufrieden mit sich sind bringen z. B. ein geringeres Risiko für Suchtverhalten mit.

In den nun folgenden Ausführungen wollen wir Aspekte unserer Gesundheitserziehung darstellen. In der Kinderstube versuchen wir die Kinder nicht zu Überfordern und Reizüberflutungen zu vermeiden, denn diese lösen bei den Kindern Stressmomente aus. Wir achten darauf, dass die Kinder eine positive Bindung zu uns aufbauen, um sich sicher und geborgen in der Kinderstube zu fühlen. Wichtig ist uns eine Atmosphäre zu schaffen, die eine Balance bildet zwischen Freiraum und Selbstbestimmung, sowie Schutz, Geborgenheit und Unterstützung, denn dadurch können Stresssituation vermieden werden. Die Kinder sollen eine behutsame Eingewöhnung in die Kinderstube erfahren und wir gehen offen mit allen ihren Gefühlen um. Durch die Schaffung von positiven äußerlichen Gegebenheiten versuchen wir außerdem Stresssituationen zu reduzieren.

Durch unsere pädagogischen Angebote versuchen wir den Geräuschpegel in der Gruppe so niedrig wie möglich zu gestalten. Wir unterteilen die Kinder häufig in kleinere Gruppen bzw. achten darauf, den Kindern Spielangebote zu geben, die ihrem momentanen Bedürfnis entsprechen, wie z. B. Kindern die Bewegung brauchen unseren Bewegungsraum bzw. den Garten anzubieten. Wir öffnen nach Möglichkeit alle Räumlichkeiten, sowie den Garten für die Aktivitäten der Kinder, um somit die Konzentration aller Kinder auf einen kleinen Raum zu vermeiden.

Wichtig ist uns außerdem eine regelmäßige Belüftung der Räume, um für genügend Sauerstoff zu sorgen.

Im Rahmen der Gesundheitsförderung achten wir auf eine gesunde Ernährung bei den Kindern. In der Kinderstube werden nur Bioprodukte verwendet. Das gemeinsame Mittagessen ist ein wichtiger Bestandteil des Tages. Dabei unterhalten wir uns mit den Kindern häufig über gesunde und ausgewogene Ernährung. Einmal in der Woche kocht das Team mit den Kindern das so genannte Wunschessen. Hier vermitteln wir den Kindern, dass Salat oder Gemüse ein Bestandteil davon sein sollte. Gemeinsam versuchen wir für die Wünsche der Kinder und die Ausgewogenheit des Essens einen Konsens zu schaffen. Das Frühstück bringen die Kinder von zu Hause mit und wir wünschen uns, dass die Eltern hier ebenfalls auf Ausgewogenheit achten. Süßigkeiten können grundsätzlich nicht als Frühstück mitgebracht werden.

Weitere Bildungsziele in Bezug auf Ernährung sind für uns, dass die Kinder z.B.

- Essen als Genuss mit allen Sinnen erleben

- Unterscheiden lernen zwischen Hunger und Appetit

- Sättigung erkennen und entsprechend reagieren

(wir zwingen Kinder nicht aufzuessen)

- Sich eine Esskultur und Tischmanieren aneignen und Mahlzeiten als Pflege sozialer Beziehungen verstehen

- Erfahrungen mit Zubereitung von Speisen sammeln

- Grundverständnis erwerben über Produktion, Beschaffung, Zusammenstellung und Verarbeitung von Lebensmitteln

Eine weitere wichtige Voraussetzung für die Gesundheit des Kindes ist die Körperpflege und Sauberkeit.

Wir unterstützen die Kinder dabei, ein Grundverständnis zu erwerben, über die Bedeutung von Hygiene und Körperpflege, um Krankheiten zu vermeiden und das eigene Wohlbefinden zu steigern. Wir achten darauf, dass die Kinder zunehmend eigenständig in der Körperpflege agieren, damit sie vom „Versorgt-werden“ zum „Sich-selbst-versorgen-können“ gelangen, denn dies unterstützt sie wiederum darin, ein positives Selbstbild zu entwickeln.

Sexualität

Innerhalb der Gesundheitserziehung ist der Bereich der Sexualität ebenfalls von großer Bedeutung. Im Kindergartenalter entdecken die Kinder den eigenen Körper und die Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen. Die Kinder erhalten bei uns die Gelegenheit offen über ihren Körper zu reden. Es wird ihnen ermöglicht sich in ihrer Körperlichkeit bewusst zu erfahren, allein und im Kontakt mit Anderen. Dies geschieht z. B. indem sie sich selbst und gegenseitig betrachten, streicheln, kuscheln oder massieren.

Dies bedeutet z. B. dass sich die Kinder in einem geschützten Rahmen ausziehen können. Dabei ist es uns wichtig, dass sie nicht nackt am Fenster stehen oder sich dabei auf öffentlich zugänglichen Plätzen aufhalten. Dies geschieht in erster Linie zu ihrem Schutz.

In Bezug auf die sog. Doktorspiele vermitteln wir den Kindern einen vorsichtigen Umgang miteinander, um eine Verletzungsgefahr zu vermeiden. Dazu gehört ein offenes Gespräch, in dessen Verlauf diese Regeln nachvollziehbar erklärt werden.

Die Kinder sollen bei diesen Aktivitäten nach Möglichkeit unbeobachtet (Intimsphäre) sein, jedoch erscheint es uns wichtig, dass der Erwachsene einen Überblick über das Geschehen behält, insbesondere wenn zu befürchten ist, dass ein Kind seine Grenzen noch nicht klar verdeutlichen kann.

Durch Gespräche, Bücher und Spiele vermitteln wir den Kindern, dass sie ihre Nähe- und Distanzwünsche klar äußern dürfen. Hierbei kommt auch Literatur zur Missbrauchsprävention zum Einsatz. Die Achtung der körperlichen Grenzen durch den Erwachsenen zum Kind und umgekehrt, bzw. von Kind zu Kind ist immer wieder Anlass zu aktuellen Gesprächen.

Wir kuscheln z. B. mit Kindern, greifen ihre Signale nach Nähewünschen auf und versuchen sie zu ermöglichen. Dies gilt ebenfalls, wenn Kinder sich untereinander nahe sein wollen wie z. B. durch das Nebeneinandersitzen, das Zusammenliegen in der Geschichtenstunde oder den gemeinsamen Toilettenbesuch. Nicht immer ist dies auf Grund der Gruppensituation umsetzbar, jedoch schaffen wir Zeit und Raum dafür.

Bei Fragen der Aufklärung benennen wir die Körperteile fachlich, wobei die Bezeichnungen der Kinder gleichwertig daneben stehen. Altersgemäß beantworten wir ihre Fragen und versuchen eine Überforderung durch detaillierte Schilderungen der Zusammenhänge zu vermeiden.

Hierzu ein Beispiel: Ein dreijähriges Kind fragt: "Wie kommt ein Baby raus?" Die spontane Antwort eines anderen Kindes: "Mit dem Kopf nach unten aus der Scheide." In dieser Situation war dies für das Kind eine befriedigende, altersgemäße Antwort.

Sicherheit

Ein weiterer Teil der Gesundheitsförderung ist es den Kindern genügend Sicherheit zu verschaffen. Innerhalb der Kinderstube gibt es viele Regelungen, die Gefahren vermindern bzw. ausschalten sollen. Diese Regeln werden gemeinsam mit den Kindern erarbeitet und festgelegt.

Wir versuchen in der Kinderstube größtmögliche Sicherheit zu schaffen, jedoch ist es uns wichtig abzuwägen zwischen dem Bedürfnis der Kinder nach einer anregungsreichen Umgebung, Freiraum in der Alltagsgestaltung und ihrem Recht selbstbestimmt aktiv zu werden. Daher handelt es sich dabei stets um einen Prozess, bei dem die jeweilige Situation, sowie die Person des Kindes bzw. einer Gruppe Berücksichtigung erfährt und bestimmte Bedingungen immer wieder neu ausgehandelt werden müssen.

Verkehrserziehung ist ebenfalls ein Teil der Sicherheitserziehung. Sie findet in der Kinderstube durch regelmäßiges Üben statt, wenn wir z. B. zum Spielplatz gehen, mit unseren Rollern und Dreirädern fahren, uns der Verkehrspolizist besucht und wir spezielle Übungseinheiten mit den Vorschulkindern durchführen.

Umgang mit Stress

Wie schon anfangs beschrieben ist für die Gesundheit des Kindes der eigenverantwortliche und positive Umgang mit Stressgefühlen ein besonders wichtiges Bildungsziel. Wir versuchen die Einrichtungssituation für die Kinder so stressfrei wie möglich zu gestalten.

Eine wichtige Voraussetzung sind klare und sinnvolle Regeln, sowie eine vertrauensvolle und tragfähige Beziehung zwischen den Kindern und dem Erwachsenen. Sie werden darin unterstützt ihre aktuellen Konflikte auszutragen und ihre Probleme zu bewältigen.

Wir wollen den Kindern vermitteln, dass sie sich über ihr Stresserleben jederzeit mitteilen können und wir gemeinsam mit ihnen Möglichkeiten erarbeiten um Problemsituationen zu lösen.

Die Kinder sollen möglichst viele Strategien kennen lernen, welche ihnen auf Dauer in solchen Situationen gut tun, wie z.B.: sich über Stresssituationen mitzuteilen, Ruhe- oder Stresspausen einzulegen, sich zurückziehen, mit Freunden spielen oder sich körperlich zu betätigen.

Eine weitere Möglichkeit hierbei sind z.B. auch Massagen, Phantasiereisen oder Stilleübungen die wir mit den Kindern durchführen.

Wie alle aufgeführten Bildungsbereiche ist das Thema Gesundheit sehr umfassend und wird in vielen Bildungsbereichen angesprochen. Der Erwachsene agiert hier als Vorbild und wir hoffen die Kinder in ihrem persönlichen gesundheitsorientiertem Verhalten zu stärken.

Kinderschutz

Wie in allen Kindertagesstätten unterliegt dem Träger und dem Personal der Kinderstube der Kinderschutz. Dieser wird gesetzlich im Sozialgesetzbuch im achten Buch unter Paragraph §8a geregelt. Dazu hat der Träger der Kinderstube, vertreten durch den Vorstand, mit dem Jugendamt eine Vereinbarung geschlossen, in deren Rahmen das Fachpersonal der Kinderstube den Schutzauftrag gemäß §8a Abs. 4 SGB VIII wahrnimmt.

Dies bedeutet, dass Träger sowie Personal dazu verpflichtet sind, bei gewichtigen Anhaltspunkten für eine Kindeswohlgefährdung zu handeln. Dazu gehört - Hinweisen oder Informationen nachzugehen, die das leibliche, geistige und seelische Wohl der Kinder gefährden.

Als Kindeswohl gefährdende Erscheinungsformen gelten dabei die seelische und körperliche Vernachlässigung, seelische Misshandlung, körperliche Misshandlung und sexuelle Gewalt. Dies muss nicht zwingend durch die Eltern stattfinden, sondern kann auch von Dritten ausgeübt werden.

Der Schutzauftrag wird im Team regelmäßig besprochen und somit immer wieder in das Bewusstsein der Fachkräfte gerückt. Eine genaue Beobachtung der einzelnen Kinder ist ein fester Bestandteil der pädagogischen Arbeit der Kinderstube. Nimmt eine Fachkraft gewichtige Anhaltspunkte wahr, gibt sie diese an die Leitung weiter. Kann die Gefährdung im Rahmen der kollegialen Beratung nicht ausgeräumt werden, wird eine insoweit erfahrene Fachkraft miteinbezogen. Eltern und Kind werden bei der Gefährdungseinschätzung nach Möglichkeit involviert. Letzteres allerdings nur, wenn der Schutz des Kindes dadurch nicht gefährdet wird. Ab diesem Zeitpunkt wird über notwendige Hilfeleistungen nachgedacht und diese werden nach Bedarf installiert. Alle weiteren Vorgehensweisen richten sich nach der individuellen Situation des einzelnen Kindes und deren Eltern. Weitere Informationen können interessierte Eltern im Leitfaden zur Umsetzung des Bundes-Kinderschutz-Gesetzes in Elterninitiativen der BAGE (Bundesarbeitsgemeinschaft der Elterninitiativen e. V.) in der Kinderstube einsehen.

Die Kinderstube hat außerdem zur Sicherstellung des Schutzauftrages nach §72a SGB III die Verpflichtung, keine einschlägig vorbestraften Personen einzustellen und von allen Mitarbeitern zu Beginn ihrer Tätigkeit und danach in Abständen von fünf Jahren sich ein erweitertes Führungszeugnis vorlegen zu lassen.

Sonstige

Partizipation

Unter dem Punkt E.8 haben wir schon den Bereich Fähigkeit und Bereitschaft zur demokratischen Teilhabe angesprochen. Da wir ihn jedoch als sehr bedeutsam erachten, möchten wir unter dem Begriff Partizipation noch etwas tiefer darauf eingehen.

Grundsätzlich gehen wir in der Kinderstube davon aus, dass die Kinder das Recht haben, an allen sie betreffenden Entscheidungen entsprechend ihrem Entwicklungsstand beteiligt zu werden.

„Beteiligung“ bedeutet „Partizipation“ im Sinne von Mitwirkung, Mitgestaltung und Mitbestimmung.

Wir versuchen alle Kinder in bildungs- und einrichtungsbezogene Planungs-, Aushandlungs- und Entscheidungsprozesse regelmäßig mit einzubeziehen. Bei diesem gemeinsamen Planen und Entscheiden kann es auch zu Konflikten kommen. Hier suchen wir gemeinsam Lösungen, die alle mittragen können.

Wir gehen davon aus, dass Bildungsprozesse, die von Kindern und Erwachsenen partnerschaftlich und gemeinsam gestaltet werden, den Lerngewinn der Kinder steigern.

Bei unseren Projekten und Angeboten können die Kinder stets ihre Ideen und Perspektiven einbringen. Diese werden dann möglichst weitgehend berücksichtigt.

In unserem Tagesablauf sind Gesprächskreise, in denen die Kinder ihre Wünsche und Bedürfnisse äußern können fest integriert. Hierzu dient einmal der Morgenkreis, bei dem die Kinder den Tagesablauf mit besprechen, sowie unser Mittagskreis, der ebenfalls Raum bietet Erlebtes mitzuteilen, Situationen die „schön“ bzw. „blöd“ waren anzusprechen und neue Regelungen für problematische Situationen zu finden. Uns ist es wichtig, dass die Kinder erfahren, dass ihnen zugehört wird und ihre Meinung wichtig ist. Sie entwickeln dadurch den Mut sich zu äußern und haben außerdem zunehmend Freude am Sprechen.

Die Beteiligung der Kinder führt sie ein in die Regeln der Demokratie und ist für uns eine wichtige Gelegenheit für frühe politische Bildung.

Unser Ziel ist es die Kinder dabei zu unterstützen mündige Bürger zu werden, die die Fähigkeit der Selbst- und Mitbestimmung besitzen.

Als Erzieherinnen der Kinderstube sind wir bereit und fähig in den offenen Dialog mit Kindern einzutreten und wollen dabei auch selbst immer wieder lernen.

Wir sind davon überzeugt, dass jedes Kind etwas zu sagen hat und stehen den Beiträgen der Kinder interessiert und neugierig gegenüber. Der Erwachsene ist nicht der Allwissende, sondern ebenfalls auch der Fragende.

In unserem Alltag finden häufig Gespräche in der Klein- bzw. Gesamtgruppe statt. Es ist uns ein Anliegen, dass die Kinder Gesprächskompetenzen entwickeln, d.h. wir sind ihnen behilflich bei der Aneignung von Gesprächsregeln. Wir achten darauf:

- dass alle zu Wort kommen

- keiner ausgelacht oder verspottet wird

- das Gesprächsziel im Auge behalten wird

Der Erwachsene ist Moderator und wir versuchen möglichst zurückhaltend mit Bewertungen zu sein, um nicht für einzelne Kinder Position zu beziehen, wobei dies nicht bedeutet, dass wir den Kindern nicht mitteilen, wie wir die Situation sehen. Dies steht jedoch gleichwertig neben den Aussagen der Kinder.

Grundlegend stehen wir den Kindern in einem offenen Dialog gegenüber und gestehen ihnen Eigenverantwortung zu. Unsere Aufgabe sehen wir darin, sie bei der Entwicklung notwendiger Gesprächs-, Konflikt- und Beteiligungskompetenzen zu unterstützen. Dies geschieht in allen bisher aufgeführten Bildungsbereichen und in unserem gemeinsam gelebten Alltag.

Suchtprävention

Als Grundlage der Suchtprävention fördern wir bei den Kindern die Fähigkeit, selbstbewusst und selbständig an Problemstellungen heranzugehen. Unser Ziel ist es, dass Kinder lernen, selbst zu denken und nicht ständig Vorgefertigtes zu übernehmen. Wenn sie dies verinnerlicht haben bzw. das Gefühl erleben, dass sie der Meister ihres Lebens sind, haben Suchtmittel jetzt und später kaum Angriffsflächen. Suchtprävention ist für uns eine pädagogische Grundhaltung, die sich in allen Bereichen wiederspiegelt.

Wir versuchen die Kinder möglichst wenig zu verplanen und für sie festzulegen, was nach unserer Meinung für sie gerade das Richtige ist. Sie sollen Akteure ihres Lebens sein und soweit wie möglich unabhängig agieren. Durch unsere Arbeit in Projektthemen wird es den Kindern ermöglicht, sich in ihrem Lerntempo einzubringen und sie können aktiv mitentscheiden und mitgestalten. Gleichzeitig erleben sie in diesem Prozess, dass sie wichtig sind und in der Gemeinschaft einen Platz haben.

In der Suchtprävention im Kinderladen geht es nicht so sehr um die Aufklärung in Bezug auf Suchtmittel, sondern um die Persönlichkeitsentwicklung. Ein Mensch, der bestimmte Fähigkeiten wie z.B. Beziehungsfähigkeit, Kontaktfähigkeit, Selbstvertrauen, Selbstverantwortlichkeit, Frustrationstoleranz und Genussfähigkeit in einem gewissen Rahmen erlernt ist gegenüber Suchtmitteln besser gewappnet.

Um dieses zu ermöglichen, haben wir eine kleine Gruppe mit genügend Personal und können deshalb den Kindern Freiräume in verschiedenster Form verschaffen. Dabei legen wir großen Wert darauf, dass sich die Kinder, in dem sie umgebenden emotionalen und räumlichen Klima wohlfühlen.

Suchtprävention bedeutet für uns unter anderem die Kinder zu unterstützen, ein angemessenes Konsumverhalten zu erlernen. Dies heißt für uns z. B.:

- die Kinder nicht mit Angeboten zu überschütten, damit sie ihre eigenen Fähigkeiten und kreativen Potentiale umsetzen können.

- nicht ein Bilderbuch nach dem anderen vorlesen, sondern lieber dasselbe mehrmals, damit die Kinder die Wirkung einer Geschichte noch erspüren können.

- unsere Angebote auch in den Hintergrund zu stellen, wenn wir wahrnehmen, dass die Kinder in ihre Tätigkeiten versunken sind. Ihre eigenständigen Erfahrungsprozesse haben einen gleichberechtigten Platz gegenüber von uns initiierten.

- auf einen sorgsamen Umgang mit Spielmaterial und dessen Reparatur achten, um den Gegenständen Wertschätzung entgegenzubringen.

- darauf achten, dass der Gruppenraum nicht überfüllt ist und die Kinder somit bei der Spielauswahl nicht überfordert werden.

In der Suchtvorbeugung überdenken wir auch unser eigenes Konsumverhalten. In Gesprächen äußern wir die Risiken die z.B. beim Rauchen oder Alkoholgenuss auftreten können. Dies findet natürlich in einer kindgemäßen und vorsichtigen Weise statt.